von Robert Zach
Investing.com - Nach starken Zugewinnen zur Wochenmitte zog sich der Goldpreis am Donnerstag wieder etwas zurück. Am Freitagnachmittag hielt er sich zwar leicht im Plus, scheiterte aber an dem Chartwiderstand oberhalb von 1.414 Dollar.
Verantwortlich für die am Donnerstag losgetretene Abwärtsbewegung war das steigende Zehnjahrespapier aus den USA, das sich nach einer stärker als erwartet ausgefallenen US-Kerninflation auf den höchsten Stand seit Mitte Juni erholt hatte. Zuletzt rentierte die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 2,136 Prozent und legte damit um 0,75 Prozent zu. In der Regel fällt das renditelose gelbe Metall, wenn die Zinsen steigen. Der Grund: Gold wirft keine Zinsen ab.
Der Kassakurs für Gold handelte zuletzt auf 1.408 Dollar und gewann damit 0,30 Prozent. Gestern testete er noch ein Einwochenhoch von 1.427,06 Dollar.
Der Gold-Future zur Lieferung im August, der an der Comex von der New York Mercantile Exchange gehandelt wird, stieg 2,75 Dollar oder 0,20 Prozent auf 1.409 Dollar.
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Fed-Chef Jerome Powell hatte in den vergangenen zwei Tagen wiederholt klar gemacht, dass die Fed aufgrund der niedrigen Inflation und Gegenströmungen angemessen handeln werde, um die Expansion der US-Wirtschaft aufrechtzuerhalten.
Übersetzt bedeutet das, dass die Fed wahrscheinlich die Zinsen auf der Sitzung am 31. Juli senken wird. Die Aussicht auf sinkende Zinsen beförderte den Goldpreis jüngst auf ein neues Mehrjahreshoch über 1.440 Dollar.
Jedoch wurden gestern dann über den Erwartungen liegende US-Inflation- sowie US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die im Widerspruch zu den Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem US-Kongress stehen, dass das Wirtschaftswachstum in den USA gefährdet sei und daher eine Zinssenkung erforderlich sei.
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"Es wäre pure Ironie, wenn die Inflation plötzlich zu laufen beginnt, da sich die Fed zuvor besorgt darüber äußerte", sagte Timothy Duy, Direktor des Oregon Economic Forum.
Für Tai Wong, Leiter der Handelsabteilung für Basis- und Edelmetalle bei BMO Capital Markets, sagte in einer Mail an Bloomberg, dass die jüngsten Preisdaten "wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Denke der Fed angesichts der seit langem gedämpften Inflation zu ändern". Es braucht "mehr als einen guten Datenpunkt, damit die US-Währungshüter hellhörig auf die Inflation werden".
Für Kursbewegung dürften heute die US-Erzeugerpreise sorgen, die am Nachmittag auf der Agenda stehen. Die Erzeugerpreise gelten als Frühindikator für die Inflation. Wenn sie daher über den Erwartungen liegen, dann drohen dem Goldpreis kurzfristig weitere Verluste. Der Grund ist recht einfach: eine höhere Inflation senkt die Wahrscheinlichkeit (zumindest kurzfristig), dass die Fed nach der möglichen Zinssenkung im Juli erneut an der Zinsschraube drehen wird.
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