Investing.com - Ein besser als erwartet ausgefallener Jobbericht in den USA sorgte für eine kleine Pause in der Erholungsrallye bei Gold am Freitag. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, gab indes Hinweise auf eine weitere Zinssenkung angesichts der schleppenden Inflation, so dass sich der Goldpreis oberhalb seiner bedeutenden Unterstützung von 1.500 Dollar je Feinunze stabilisieren konnte. Vor den Handelsgesprächen zwischen den USA und China, die am Donnerstag und Freitag stattfinden sollen, halten sich Edelmetallanleger mit größeren Positionen zurück.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember verliert am Montag knapp 0,10 Prozent auf 1.511 Dollar je Feinunze.
Der Kassapreis für Gold steigt 0,08 Prozent auf 1.505 Dollar je Feinunze.
US-Arbeitsmarktbericht
Schwache Konjunkturdaten aus den USA, die Rezessionsängste aufkommen ließen, schickten den Goldpreis in der letzten Woche nach oben. Zerstreut wurden Ängste teilweise von dem US-Arbeitsmarktbericht. Zwar wurden weniger Stellen geschaffen als erwartet, die Arbeitslosenquote erreichte mit 3,5 Prozent aber den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Darüber hinaus wurde das Stellenplus für die zwei Vormonate deutlich hochgesetzt.
"Die US-Arbeitsmarktdaten trugen dazu bei, einen Teil der Sorgen um die US-Wirtschaft zu beseitigen, da der Bericht darauf hinwies, dass sich die jüngsten Probleme im verarbeitenden Gewerbe noch nicht in die Gesamtwirtschaft ausbreiteten", schrieb Adelaide Timbrell von ANZ Research in einer Notiz.
"Stattdessen deuten die Arbeitsmarktdaten vom September darauf hin, dass die zugrunde liegende Wirtschaftsdynamik in den USA trotz der von den Konjunkturumfragen erwarteten Abschwächung nach wie vor stark ist", fügte Timbrell hinzu.
Die Erwartungen an eine Zinssenkung der US-Notenbank sind als Reaktion auf die schwachen Daten aus der US-Industrie in den letzten Tagen gestiegen.
"Die Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft über den Industriesektor hinaus an Dynamik verliert, nehmen zu, aber der Arbeitsmarkt fällt nicht vom Gleis", so Sarah House, Senior Economist bei Wells Fargo am Freitag in einer Notiz. "Dennoch unterstreichen die Jobzahlen per September, dass sich das Einstellungstempo weiter verlangsamt".
Sie fügte hinzu, dass sich die Inflation in jüngster Zeit zwar etwas gefestigt habe, aber die Abkühlung am Arbeitsmarkt weise darauf hin, dass das FOMC seine Lockerungstendenz beibehalten dürfte. "Eine weitere Zinssenkung bis Jahresende wird immer wahrscheinlicher, wobei die Chancen schnell steigen, dass die Notenbanker bereits auf der Oktober-Sitzung am 30.Oktober an der Zinsschraube drehen werden."
Powell-Rede
Die Fed untersucht derzeit Strategien, um eine symmetrische und nachhaltige Inflation von 2% zu erreichen, sagte Powell in einer Eröffnungsrede bei einer Fed-Veranstaltung. Dies würde dazu beitragen, dass die Inflationserwartungen nicht zu niedrig ausfallen, wie es in mehreren Industrieländern der Fall zu sein scheint.
Bislang hat die US-Notenbank in diesem Jahr zweimal ihre Zinsen jeweils um 25 Basispunkte gesenkt, um das jahrzehntelange Wachstum der US-Wirtschaft zu erhalten.
"Während wir glauben, dass unsere Strategie und unsere Instrumente effektiv waren und bleiben, steht die US-Wirtschaft, wie andere Industrieländer auch, vor einigen längerfristigen Herausforderungen - wie niedrigem Wachstum, niedriger Inflation und niedrigen Zinssätzen", fügte Powell hinzu.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed auf der Oktober-Sitzung sank am Freitag nach den Jobdaten von 87 auf 77 Prozent. Das geht aus dem von Investing.com entwickelten Fed-Rate-Monitor-Tool hervor.
Handelsgespräche
Die hochrangigen Handelsgespräche zwischen den USA und China beginnen am Donnerstag in Washington. Die Handelsspannungen waren zuletzt wieder gestiegen, nachdem es Meldungen gab, wonach die Trump-Administration US-amerikanische Kapitalflüsse nach China begrenzen könnte sowie chinesische Unternehmen an den US-Börsen zu blockieren.
"Wenn wir einen Interimsdeal bekommen, erwarten wir eine kurzfristige Erholungsrallye an den Aktienmärkten", erklärte die Danske Bank (CSE:DANSKE), die die Wahrscheinlichkeit auf einen Interimsdeal auf 60 Prozent taxiert, in einer Notiz am Montag. "Andererseits dürfte ein Scheitern der Gespräche die Risikobereitschaft erneut belasten, da dann der US-Zollsatz auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar am 15. Oktober (nächste Woche) von 25 auf 30 Prozent steigen werden."
Geht die Risikobereitschaft zurück, profitiert in der Regel Gold als sicherer Anlagehafen davon.
"Gold glänzt in diesen turbulenten Zeiten weiterhin, was unter anderem auf die höhere Nachfrage nach sicheren Häfen zurückzuführen ist", erklärte Fawad Razaqzada, Analyst bei FOREX.com in einem Kommentar. "Auch ein fallender US-Dollar und steigende Anleihekurse - oder anders ausgedrückt, sinkende Renditen - unterstützen das Edelmetall, da dies die Attraktivität unverzinslicher Anlagen wie Gold und Silber erhöht."
Ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg von gestern Nacht versetzte den Hoffnung auf eine Lösung beim Handelsstreit zwischen den USA und China einen ersten Dämpfer. So soll die chinesische Seite zunehmend zögerlich sein, ein großes Handelsabkommen mit den USA zu machen.
Vizepremier Liu He, der chinesische Chefunterhändler, sagte, dass sein Angebot an die USA keine Verpflichtungen zur Reform der chinesischen Industriepolitik oder staatliche Subventionen umfassen werde. Dies sind allerdings einige der Kernforderungen der Trump-Administration in den Handelsgesprächen.
Goldpreis - Chart-Check
Der Goldpreis erlebte in der vergangenen Woche eine Berg- und Talfahrt. In der Spitze ging es auf ein Wochentief von 1.459 Dollar. Aber immerhin ist dem gelben Metall am Freitag die Rückeroberung der Marke von 1.500 Dollar gelungen.
Mike Seidl, Technischer Analyst beim Brokerhaus Tickmill, schrieb in einer Notiz, dass sich die aktuelle Korrektur im Gold auf wöchentlicher Basis "als bullische Flagge" ausformt. "Einem direkten Ausbruch über die Flaggenoberseite stellen die naheliegenden Wochenhochs um 1.520 USD und 1.536 USD erste Anlaufmarken auf dem Weg zum erwähnten Trendhoch bei 1.557 USD", erklärte er.
Auf der Unterseite gelte es dagegen neben dem Wochentief, das „Unterstützungsband zwischen 1.400 und 1.375 Dollar "sowie das Trendbildungslevel um 1.347 USD" im Auge zu behalten.
Was in dieser Woche noch ansteht
- Verbraucherpreise aus den USA (Donnerstag)
- FOMC-Sitzungsprotokoll (Mittwoch)
- EZB-Sitzngsprotokoll (Donnerstag)
- Brexit-Gespräche
von Robert Zach