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Fachkräfte werden knapper - Hilfe aus dem Ausland?

Veröffentlicht am 16.07.2018, 12:27
Aktualisiert 16.07.2018, 12:30
Fachkräfte werden knapper - Hilfe aus dem Ausland?

Fachkräfte werden knapper - Hilfe aus dem Ausland?

- von Holger Hansen

Berlin (Reuters) - In immer mehr Berufen herrscht in Deutschland ein Mangel an Fachkräften.

Die Liste der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu Engpässen beim Arbeitskräfteangebot zählt nun 61 Berufe und Untergruppen - 14 mehr als noch vor einem halben Jahr. Und dennoch schließt die Behörde aus der am Freitag vorgelegten Analyse, dass "von einem umfassenden Fachkräftemangel in Deutschland nach wie vor nicht ausgegangen werden (kann)". In der Wirtschaft reibt man sich darüber verwundert die Augen. "Fachkräfteengpässe sind für die Unternehmen in Deutschland derzeit das größte Geschäftsrisiko", sagt Achim Dercks vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Wie der DIHK setzt auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) unter anderem auf mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland.

OFFENERE GRENZEN FÜR FACHKRÄFTE GEFORDERT

Während im Landtagswahlkampf in Bayern die CSU mit verstärkten Grenzkontrollen gegen Flüchtlinge punkten will, hoffen die Unternehmen auf Grenzen, die durchlässiger sind für Fachkräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union. In Bayern herrscht bei einer Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent Vollbeschäftigung. Der Bezirk Eichstätt führt mit einer Arbeitslosigkeit von 1,2 Prozent und 822 Arbeitslosen im Juni die bundesweite Bestenliste an. "Der Arbeitsmarkt in Bayern ist ein Leuchtturm für ganz Deutschland", sagt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Der bayerische Spitzenverband hat sich vor einem Jahr ein "Aktionsprogramm Fachkräftesicherung" verordnet. Bessere Aus- und Weiterbildung, höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, Arbeiten möglichst bis zum regulären Renteneintritt finden sich darin. Das allein werde aber nicht reichen. "Ergänzend zur Mobilisierung inländischer Potenziale sind wir künftig noch stärker auf ausländische Fachkräfte angewiesen", heißt es darin.

Schon allein aus demografischen Gründen gehen dem Arbeitsmarkt jedes Jahr über 300.000 Arbeitskräfte verloren, weil mehr Menschen in Rente gehen, als aus den Schulen nachkommen. Die hohe Zuwanderung der vergangenen Jahre - erst vor allem als Folge der EU-Freizügigkeit sowie der Wirtschafts- und Finanzkrise in Europa, dann durch Flüchtlinge - hat dies vorübergehend verdeckt. Die demografische Schrumpfung wurde durch sie mehr als ausgeglichen. Das wird auch 2018 so sein.

GESETZENTWURF IM SEPTEMBER

"Die Bereiche Flüchtlingsmigration und Fachkräftezuwanderung sind getrennt zu betrachten", mahnt aber der bayerische Wirtschaftsfunktionär Brossardt. Bei den Asylsuchenden gehe es "nicht um die Frage, welchen Beitrag die Flüchtlinge zur Fachkräftesicherung leisten können, sondern darum, wer gemäß dem Asylrecht bei uns bleiben darf". Diese Menschen gelte es dann bestmöglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Die Fachkräfteeinwanderung wollen CDU, CSU und SPD durch ein neues Gesetz regeln. Die Eckpunkte will Innenminister Horst Seehofer (CSU) bis September mit dem Wirtschafts- und dem Arbeitsministerium ausarbeiten. Vor allem die SPD dringt darauf, die legale Migration nach Deutschland zu erleichtern. Der bayerische Wirtschaftsverband sieht für ein neues Gesetz eigentlich keine Notwendigkeit. "Die rechtlichen Möglichkeiten für die Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten wurden in den letzten Jahren schrittweise ausgebaut - mit einigem Erfolg", stellt Brossardt fest. "Daher ist kein grundsätzlicher Bedarf für eine Neugestaltung des Rechtsrahmens gegeben."

Als Erfolg wertet das Bundesamt für Migration (Bamf) vor allem die Einführung der sogenannten Blauen Karte im August 2012. Damit ist eine Arbeitserlaubnis für hochqualifizierte Fachkräfte - vor allem Akademiker - aus Drittstaaten außerhalb der EU gemeint. Sie ist an eine Arbeitsplatzzusage und ein Mindestgehalt gebunden. Bis Ende März 2018 wurde sie an rund 76.800 Personen ausgegeben. Sie kommen hauptsächlich aus Indien (12.798), China (4533) und Russland (3567). Eine Studie des Bamf ergab 2016, dass zwei Drittel der Blauen-Karte-Inhaber in Berufen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) arbeiten. Neun von zehn übten einen Beruf aus, der von der BA auf die Liste der Mangelberufe gesetzt wurde.

DIHK FORDERT LEICHTEREN ZUGANG FÜR KELLNER

Der DIHK hat neben den Akademikern auch Fachkräfte mit einer Berufsausbildung im Blick. "Gerade Mitarbeiter mit beruflichen Qualifikationen sind besonders gesucht", sagt Vizehauptgeschäftsführer Dercks. Diese Fachleute könnten als Nicht-EU-Bürger aber nur zuwandern, wenn der gesuchte Beruf auf der 2013 eingeführten Positivliste der Arbeitsagentur stehe. Diese Liste weist die Ausbildungsberufe mit einem mangelndem Arbeitskräfteangebot aus.

Doch nicht alle Berufe, in denen Betriebe oft vergeblich nach neuen Beschäftigten suchen, schaffen es auf diese Liste. Der DIHK fordert etwa, auch Kellner als Mangelberuf einzustufen. "73 Prozent der Hoteliers und 77 Prozent der Gastronomen sehen den Fachkräftemangel als Hauptrisiko für ihre Geschäftsentwicklung", sagt Dercks. "Sie sorgen sich darum, ob Gäste überhaupt noch bedient werden können. Auch im Logistikbereich gibt es erhebliche Engpässe."

Ohnehin erweist sich die Positivliste eher als Flaschenhals. Die Bundesagentur für Arbeit führt zwar keine Statistik, wie oft Zuwanderer über diese Liste nach Deutschland kommen. Aber die Arbeitsagenturen müssen bestätigen, dass die angeworbenen Arbeitskräfte zu gleichen Beschäftigungsbedingungen arbeiten wie vergleichbare inländische Arbeitnehmer. Diese Zustimmung erteilte die Arbeitsagentur 2017 gerade mal in 1982 Fällen - was aber immerhin dreimal so viele waren wie zwei Jahre davor.

Der bayerische Wirtschafts-Spitzenverband und der DIHK wollen vor allem bestehende Wege zur Fachkräftezuwanderung verbessern. Schnellere Entscheidungen der Ausländerbehörden über Anträge, einfachere Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen und stärkere Sprachförderung im Ausland fordert etwa die vbw. Der DIHK fände es zudem "einfacher und unbürokratischer, ganz auf die Positivliste zu verzichten", wie Dercks sagt. "Die passende Qualifikation sowie ein konkreter Arbeitsvertrag könnten dann den Arbeitsmarktzugang erlauben."

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