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Rohstoff-Ausblick: Dem Ölpreis droht ein Jahresminus - wie entwickeln sich WTI und Brent im Jahr 2021?

Veröffentlicht am 28.12.2020, 13:30
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05

Von minus 40 Dollar pro Barrel im April auf fast plus 50 Dollar im Dezember - die Ölpreis-Achterbahnfahrt im Jahr 2020 war beispiellos. Der Preissprung hat die Ölbullen so sehr begeistert, dass sie auf eine weitere Erholung im neuen Jahr setzen. Doch die Realität könnte eine ganz andere sein.

Ölpreis (weekly)

Eine neue Variante des Coronavirus ist da und dämpft die Euphorie rund um die Ölpreis-Rallye, gerade als die Einführung der COVID-19-Impfstoffe von Pfizer (NYSE:PFE) und Moderna (NASDAQ:MRNA) Hoffnung auf eine Erholung des Rohölverbrauchs auf das Vorkrisenniveau machte.

Es ist allerdings nicht nur die Nachfrageseite, die erneut kritisch beäugt wird. Auch die Produktion steigt schleichend an, trotz aller Bemühungen - und Versprechungen - der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC).

Libyen und der Iran halten OPEC auf Trab

Das OPEC-Kartell hat offenbar mehr Kontrolle über seine ölproduzierenden Mitglieder und Verbündeten als zuvor, nachdem sie sich im letzten Monat darauf geeinigt hatten, die Produktion ab Januar gemeinsam um nur 500.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Zuvor hatten sie in den vergangenen neun Monaten Produktionskürzungen zwischen 8 und 10 Mio. bpd durchgesetzt.

Ungeachtet ihrer Disziplin bei den Kürzungen gab die OPEC ihrem Schlüsselmitglied Libyen einen Freifahrtschein, die Förderung ohne große Einschränkung zu erhöhen, angeblich als Ausgleich für den Bürgerkrieg, der die Produktion des Landes schon vor der Pandemie lahmlegte. Das könnte zu einem echten Problem mutieren.

Libyens Sirte Oil and Gas Production and Processing Company hat seine Rohölproduktion auf über 100.000 bpd fast verdoppelt, verglichen mit der durchschnittlichen Produktionsrate von 55.000 bpd vor der Blockade. Frankreich Mineralölkonzern Total (NYSE:TOT) plant unterdessen, seine Investitionen in Libyens Ölindustrie deutlich zu steigern, sagte die NOC letzten Monat, und zwar auf "das höchste Niveau" in der Geschichte.

Neben Libyen hat die OPEC ein größeres Problem - den Iran -, bei dem das von den Saudis geführte Kartell versucht, so zu tun, als stelle es kein Problem dar. Mit dem Beginn der Präsidentschaft von Joe Biden am 20. Januar wird die Uhr für seine Regierung ticken, um die vom Trump-Regime verhängten Sanktionen gegen Teheran so schnell wie möglich aufzuheben, wenn nicht zumindest deutlich zurückzunehmen. Biden war schließlich Teil der Obama-Regierung, die 2015 den Atomdeal des Westens mit dem Iran besiegelte, und er sollte darauf erpicht sein, diesen Pakt, den der scheidende Präsident Donald Trump aufkündigte, wiederzubeleben.

Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat bereits erklärt, dass er die iranische Fördermenge wieder auf das Niveau von 2 Mio. bpd im Jahr 2018 bringen möchte, also auf ein Niveau, welches vor der von der Trump-Administration begonnenen Politik des "maximalen Drucks" erreicht wurde. Selbst als der Iran vor drei Wochen stillschweigend seine Zustimmung dazu gab, dass andere Produzenten innerhalb und außerhalb der OPEC ihre Produktion bescheiden erhöhen, hat er hinter den Kulissen im eigenen Land daran gearbeitet, zu pumpen, als gäbe es kein Morgen.

Der Iran ist aber nicht das einzige Problem der OPEC. Russland, das das ölproduzierende Bündnis außerhalb der OPEC anführt sagte, dass es eine weitere schrittweise Erhöhung der Produktion auf dem Treffen der OPEC+ im Januar unterstützen will.

Als Grund nannte der stellvertretende russische Premierminister Alexander Novak, dass die Rohölpreise innerhalb der für Moskau optimalen Spanne von 45 bis 55 Dollar pro Barrel liegen. Der saudische Ölminister Abdulaziz bin Salman, der sich dafür einsetzt, jegliche Produktionssteigerungen auf ein Minimum zu beschränken, hat noch nicht auf Novaks Bemerkungen reagiert, wie am Sonntag berichtet wurde. Allerdings waren es die Pläne der Russen, so viel zu produzieren, wie sie wollen, die den Ölförderkrieg mit den Saudis auf dem Höhepunkt des COVID-19-Ausbruchs im März auslöste, der WTI im April zum ersten Mal überhaupt in den negativen Preisbereich drückte.

Wenn die Russen ihren Wunsch nach einer weiteren Produktionssteigerung im Januar bekommen, könnte es schwer sein, andere Länder davon abzuhalten, später weitere Fördererhöhungen einzufordern, um von den aktuellen relativen Höchstpreisen zu profitieren, bevor der Markt in den kommenden Monaten möglicherweise unter Druck gerät. Falls ihnen dies nicht gewährt wird, könnten diese Länder die Produktion trotzdem erhöhen und später mit der OPEC-Führungsspitze "verhandeln", sagt der Ölökonom und Geopolitikanalyst Osama Rizvi.

In einem Beitrag auf Seeking Alpha vom Wochenende fügt Rizvi hinzu:

"Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Gefahr möglicher Schummeleien unter den OPEC+ Mitgliedern."

"Mit der jüngsten Erhöhung um 500.000 bpd ist der Spielraum für die Überschreitung ihrer Quoten nur noch größer geworden. Im vergangenen Monat November pumpten die OPEC-Mitglieder bereits 670.000 bpd mehr im Vergleich zum Oktober 2020. Die libysche Produktion wird voraussichtlich 1,3 mbpd erreichen. Mitglieder, die von Produktionskürzungen ausgenommen sind, liefern 600.000 bpd mehr an die Märkte."

Schieferölindustrie orientiert sich an OPEC

Das Fass WTI mit einem Preis von annähernd 50 Dollar dürfte auch die US-Schieferbohrer dazu veranlassen, mehr aus ihren Bohrlöchern zu holen. Seit dem Preisverfall im April hat sich die Schieferölindustrie, die einst ein mächtiger Gegenspieler der OPEC war, bevor sie durch einen von Trump ausgehandelten Deal zu einer Art Verbündeten des Kartells wurde, mit der Produktion ziemlich zurückgehalten.

Dennoch ist die Anzahl der US-Ölbohranlagen - ein Gradmesser für die Bestimmung der zukünftigen Produktion - in 13 der letzten 14 Wochen gestiegen und erreichte 263 gegenüber 258 in der letzten Woche.

Nach einem Rückgang von einem Allzeithoch von knapp über 13 Mio. bpd im März hat sich die US-Produktion laut den wöchentlich von der EIA (Energy Information Administration) veröffentlichten Daten bei etwa 11 Mio. bpd eingependelt. Mit der steigenden Anzahl an Bohranlagen sollte auch die Produktion zunehmen.

Es gibt keine Garantie dafür, dass das Nachfragewachstum so stark wie die Ölproduktion ausfallen wird

Derzeit wird argumentiert, dass die Erholung der Ölnachfrage nur schwach ist und die steigende Produktion möglicherweise nicht verkraften kann.

Anfang dieses Monats senkte die OPEC ihre eigene Ölnachfrageprognose für 2021 und begründete dies mit der "Unsicherheit bezüglich der Auswirkungen von COVID-19 und des Arbeitsmarktes" auf die Aussichten für Transportkraftstoffe in den Industrieländern in der ersten Hälfte des nächsten Jahres.

Das Kartell senkte seine Prognose für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage auf 5,9 Millionen Barrel pro Tag und damit um 350.000 Barrel pro Tag gegenüber seiner vorherigen Prognose. In ihrem Monatsbericht bezifferte die OPEC die Ölnachfrage für 2020 auf 89,99 Millionen Barrel pro Tag - ein Rückgang um 9,77 Millionen Barrel pro Tag im Vergleich zu 2019 und leicht unter ihrer vorherigen Schätzung.

Die US-amerikanische EIA und die Internationale Energieagentur (IEA) mit Sitz in Paris gehen ebenfalls davon aus, dass die Ölnachfrage um etwa 10 Mio. bpd geringer ausfallen wird als noch Ende letzten Jahres prognostiziert.

Die neue COVID-19-Variante, die bereits in rund 40 Ländern zu einem Einreiseverbot geführt hat, lässt eine weitere Welle von Lockdowns und Restriktionen in ganz Europa befürchten. Das könnte die Nachfrage nach Motor- und Düsentreibstoffen stark beeinträchtigen, abgesehen von den schieren wirtschaftlichen Auswirkungen.

Die weltweite Nachfrage nach Kerosin, das fast 10 Prozent der Ölnachfrage ausmacht, ist nach wie vor rückläufig, wobei die in Paris ansässige Internationale Energieagentur erklärt, dass ein Rückgang des Kerosinverbrauchs zum 80-prozentigen Rückgang des Ölverbrauchs im nächsten Jahr beiträgt.

Laut dem Primary Vision Network ist die Nutzung der Straßen weltweit um 20 bis 25 % zurückgegangen, was sich laut dem Netzwerk sogar auf bis zu 30% verschärfen könnte, wenn sich die Situation in den USA weiter verschlechtert.

Die entscheidende Veränderung im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 ist natürlich die Verfügbarkeit von Impfstoffen. Wenn die Massenimpfungen auf der ganzen Welt fortgesetzt werden, wird die Ausbreitung des Virus hoffentlich eingedämmt werden und eine Erholung einsetzen. Es ist jedoch noch nicht bekannt, wie die Impfstoffe, die in den kommenden Monaten vom Fließband rollen, mit potenziell mutierenden Varianten des Virus umgehen werden.

Außerdem ist der Schaden für die Weltwirtschaft möglicherweise zu groß, als dass eine schnelle Rückkehr zum Niveau vor der Pandemie zu erwarten wäre, ohne dass gigantische Summen an staatlichen Geldern in die betroffenen Länder fließen. In den USA wurden bislang zwei Corona-Hilfspakete verabschiedet. Biden versprach jedoch, mehr zu tun.

Preiserholung über 50 Dollar wird Zeit brauchen

Der Bloomberg-Ölanalyst Julian Lee sagte, dass die Zulassung wirksamer Impfstoffe zwar den Beginn einer Welt nach der Pandemie markiere, "aber wir wären naiv zu glauben, dass wir die Ziellinie tatsächlich erreicht haben, nur weil wir sie sehen können."

Er fügt hinzu:

"Es liegt noch ein langer Weg vor uns, und die nächsten Monate werden schwierig werden, sowohl für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen als auch für die Volkswirtschaften auf der ganzen Welt und in meinem Revier, dem Ölsektor."

Im Moment sieht es so aus, als würden die wichtigsten Öl-Benchmarks - West Texas Intermediate in den USA und Brent in London - 2020 mit einem Minus von jeweils etwa 20 % beenden, trotz der phänomenalen Erholungsrallye in den letzten zehn Monaten.

Brent liegt bei knapp über 50 Dollar pro Barrel, während WTI mehrere Dollar darunter liegt.

Rizvi, der erfahrene Ökonom, merkt an, dass die psychologische Barriere von 50 Dollar "wirklich wichtig ist."

Er fügt hinzu:

"Eine Long-Position in der Nähe von 50 Dollar einzugehen, kann für Anleger gefährlich sein. Eine Korrektur ist jederzeit möglich - das haben wir beim jüngsten Kursrutsch deutlich gesehen.

"Sie kann durch jede Nachricht oder Entwicklung ausgelöst werden, die zu einem Stimmungsumschwung führen kann, wie z.B. ein heftiges Wortgefecht zwischen China und (den) USA in Bezug auf den laufenden Handelskrieg oder die Möglichkeit eines weiteren Anstiegs der OPEC+-Produktion und/oder wenn ein Mitglied der OPEC zu schummeln beginnt. Weitere Komplikationen beim Virus könnten sich ebenfalls auf die aktuelle Stimmung auswirken."

Aktuelle Kommentare

sch....kann man den Text nicht verkürzen anstatt Bücher zu veröffentlichen. Ich weiß hier steckt unheimlich viel Arbeit hinter und dafür bedankte ich mich herzlich. Nun der moderne Mensch hat wenig Zeit für solche Texte
Aber andersherum interessiert mich jede Meldung, wenn es um mein Geld geht
😂😂😂er hat genug zeit
Man nimmt sich nur für wichtige Dinge Zeit! Super Artikel! Danke
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