von Tanzeel Akhtar
Das Original des Artikels erschien am Dienstag, dem 10. Juli 2018, unter dem Titel 'With Hacks On The Rise, Here's How To Vet A Cryptocurrency Exchange' in der englischsprachigen Edition von Investing.com.
Es scheint, es vergehen kaum ein paar Wochen, ohne dass es Schlagzeilen über einen Hackereinbruch in eine Kryptobörse gibt. Erst gestern gab es wieder Nachrichten, dass die israelische Bancor, ein dezentralisierter Marktplatz, 23,5 Mio USD an digitalen Token wie Ethereum, NPXS und seiner eigenen BNT abhanden gekommen sind, nachdem sie gehackt worden war.
Im letzten Monat war die südkoreanische Börse Conrail an der Reihe gewesen, die 30% ihrer Einlagen an digitalen Währungen verloren hat, zu denen NPXS, DENT und Tron Token gehören, was zu einem Verlust von etwa 40 Mio USD führte. Im gleichen Monat hatte es bei Bithumb, einer weiteren Kryptobörse aus Südkorea einen Einbruch gegeben, bei dem 17 Mio USD in Kryptogeldern wie Bitcoin, Ethereum und Bitcoin Cash gestohlen wurden.
Auch wenn der Hack in 2014 bei Mt. Gox immer noch den Rekord für den größten Verlust bei einer Kryptobörse hält, erstaunliche 460 Mio USD, legt die Statistik von CryptoAware nahe, dass die Verluste durch Kryptoangriffe und Betrügereien in 2018 schon jetzt auf 1,7 Mrd USD angeschwollen sind, und weiter wachsen. Die Webseite berichtete auch, dass es über das vergangene Jahr mindestens einen erfolgreichen Einbruch pro Monat gab. So ist das Jahr 2018 dabei, zum verlustreichsten Jahr der Geschichte zu werden.
Damit einen das nicht völlig von einer Investition in Kryptowährungen abhält, gibt es Wege für Investoren sich zu schützen. Ein guter Start ist, bei der Wahl einer Kryptobörse eine Reihe von Warnsignalen im Auge zu behalten, zu denen Liquidität, Handelsumsatz, Sicherheitsmaßnahmen und Gebühren gehören. Hier ist, was einige Spezialisten für die Anlageform empfehlen:
Kinderkrankheiten
Die Blockchain-Industrie ist mit einem unglaublichen Tempo gewachsen, sagt Rob May, CEO von BotChain und die Nachfrage nach Token hat bei weitem das Wachstum der Börsen übertroffen. Während die Anzahl der Investoren, die begierig darauf sind, vom gewaltigen Potential von Kryptowährungen zu profitieren, angeschwollen ist, als viele so schnell wie möglich in die neue Anlageform einsteigen wollen, sollten willige Investoren nicht ihre Vorsicht ablegen, die sie auch an den Tag legen, wenn sie traditionelle Investments tätigen.
May hebt die Kinderkrankheiten der Industrie als besonderen Grund hervor, vorsichtig zu sein. Übereifrige Investoren, die alle Bedenken über Bord werfen und sich leichtsinnig in den Markt stürzen, werden die Wachstumsschmerzen der Branche besonders zu spüren bekommen.
Die wichtigste Fragen die man stellen sollte
Wenn man eine Börse in Erwägung zieht, so sollte man Roni Baibochaev, dem Gründer von CryptoXchange, nach, acht Fragen stellen: Wie hoch ist ihr täglicher Handelsumsatz? Wo liegt das Hauptquartier der Börse? Hat die Börse eine Lizenz für ihren Betrieb? Wie schnell läuft der KYC-Prozess (know your client, Kundenüberprüfung) für ihre Kunden? Wie gut ist ist der Kundendienst? Wie sicher ist die Börse? Was für Maßnahmen und Schritte wurden unternommen, um die Einlagen der Kunden zu sichern? Er merkt an:
Es stehen heute eine Vielzahl von Börsen zur Auswahl und diese sollte sorgfältig überdacht werden. Die Investoren sollten sich selbst all diese Fragen stellen, wenn sie ihre Geld in sicheren Händen wissen wollen. Es reicht nicht aus eine auszuwählen und einige Faktoren auszuwählen, auf die man sich konzentriert.”
Peter Gal, Mitgründer von Bethereum stimmt mit Baibochaev überein:
“Investoren sollten sich über die Liquidität (die Einfachheit eine Transaktion durchzuführen) sorgen und die Sicherheit—Beispiele sind Verfügbarkeit von 2FA [Zwei-Faktor-Autorisierung], Email-Verifizierung oder Verschlüsselung oder ob die Börse Einlagen vom Netz getrennt lagert; die Qualität der Antwort auf Kundenanfragen, Handelsgebühren und das Nutzererlebnis.”
Die Leute hinter der Börse
Es kritisch zu verstehen wer hinter einer Börse steht, vom Management zu anderen Investoren, wenn das denn möglich ist. Baibochaev glaubt, dass auch wenn hier einige Dinge zu beachten sind, das Management wahrscheinlich am wichtigsten ist. Aus seiner Sicht achten nicht genügend Investoren auf diesen wichtigen Aspekt.
Dror Medalion, Mitgründer Bitjob, sagt Investoren sollten sich die Leute anschauen, die für eine Börse verantwortlich sind, ihren Hintergrund kennen und verstehen, ob sie erfahrene Profis sind oder nur Abzocker. Vielleicht weil eine Vielzahl von zwielichtigen Gestalten im Kryptosektor aktiv sind, kann eine schnelle Suche mit Google) ein vernünftiger erster Schritt sein. Und erinnern Sie sich, auch die Wagniskapitalgeber hinter eine Börse, so es denn welche gibt, unter die Lupe zu nehmen.
Gebühren
Für viele Investoren ist das der wichtigste Aspekt. Gianluca Giancola, Mitgründer des Treuepunktesystems qiibee, warnt, dass die Gebühren für den Handel, Transaktionen und Depots von Börse erheblich variieren können, sodass man sich diese genau anschauen sollen, besonders wenn man hohe Umsätze hat.
Einige Börsen verlangen auch viel Geld, wenn Kunden ihnen den Rücken kehren wollen. Sebastian Serrano, Gründer und CEO beim Ripio Credit Network sagt, "Investoren sollten eine Kryptowährungsbörse genauso wählen, wie jeden anderen Dienst, in den sie ihr Geld (und damit ihr Vertrauen) stecken—wie Banken oder digitale Wallets."
Die Sicherheit von Börsen
Dror Medalion weist auch darauf hin, dass die Art und Weise wie mit Ihrem Geld umgegangen wird, in Betracht gezogen werden sollte:
“Ein weiterer wichtiger Faktor ist die lokale Regulierung der Münzen. Poloniex zum Beispiel war eine der führenden Handelsplattformen, bis die Vereinigten Staaten ihre Politik über Investitionen in Kryptowährungen änderte. Als Investor empfehlen wir Ihnen wärmstens, dass sie ihre Münzen von der Handelsplattform in ihr privates Wallet transferieren.
Dann gibt es eine Faustregel, die wir für absolut richtig halten. 'Wenn Sie nicht ihren eigenen privaten Schlüssel besitzen, dann gehören Ihnen auch Ihre Bitcoins nicht.' Das bedeutet, es spielt keine Rolle wie sicher sie ihre Handelsplattform einschätzen, eines Tages kann sie geknackt werden, da die meisten Börsen all ihr Geld in einem einzigen Wallet halten. Das ist der Grund, weshalb Sie als Investor ihr Münzen in ein privates Wallet stecken sollten, sobald sie fertig mit Handeln sind, um eine zusätzliche Sicherheitsschicht zu bekommen.
Yo Kwon, CEO von Hosho, akzeptiert, dass Kryptobörsen immer anfällig für Angriffe sind. Daher, selbst wenn sie gründlich bei der Sicherheit sind, sind weitere Risiken im Spiel, wie rechtliche Probleme, die ein Einfrieren oder Sperren der Einlagen nach sich ziehen können. Kwon rät:
“Sich selbst kundig zu machen, wie man seine digitalen Münzen sicher aufbewahrt und das Abziehen seines Kapitals aus einer Börse sind zur Zeit die beste Handlungsoption. Wir hoffen, dass sich das in Zukunft ändern wird, als schärfere Regulierung und Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt und erzwungen werden.”
Es gibt zur Zeit mehr als 200 aktive Kryptobörsen, sagt Nicolas Gilot, Co-CEO der Spielevertriebsplattform Ultra, und fast jeden Tag kommt eine neue hinzu. Die Mehrzahl unter diesen hält sich nicht an Regulierungen und geben den Händler nicht die geringste Sicherheit im Fall eines Hacks oder einer Pleite.
“Es sei denn sie haben gute Gründe eine andere zu wählen, limitieren Sie ihre Auswahl auf die nach Umsatz 15 größten Börsen. Neben offensichtlichen Faktoren, wie der Verfügbarkeit der Token, mit denen Sie handeln wollen, sowie den Transaktionsgebühren, passen Sie darauf auf, dass die meisten großen Börsen geografische Limitierungen (Länder, in denen sie nicht operieren dürfen) haben, stellen Sie also sicher, dass die Börse die sie nutzen wollen, in ihrem Land erlaubt ist.
Bevor Sie Geld oder Kryptowährungen in ihr Konto stecken, überprüfen Sie ihre Ausstiegsstrategie: Banken limitieren zusehends die Möglichkeit Gelder von Konten bei Kryptobörsen abzuheben.
Börsen, die dezentralisiert und im Quellcode offen sind, sind der sicherste Weg Hackerangriffe zu vermeiden, sagt Jason Rosenstein, Mitgründer von Portion. Hinzu kommt, dass zentralisierte Börsen, wo Sicherheitslücken verbreiteter sind, der Philosophie von Kryptowährungen widersprechen.
"Unterm Strich steht, dass man seine Token nicht an einer Börse parken sollte" sagt Estefano Elhawary, Mitgründer von Block Stocks.
"Die Faustregel: nicht ihr privater Schlüssel, nicht ihre Münzen. Viel zu viele Leute sind zu faul ihren eigenen Speicher richtig einzurichten und das wird zum Sicherheitsrisiko. Schauen Sie sich die jüngsten Ereignisse in Südkorea an und was passierte, als Mt. Gox, die damals größte Börse, zusammenbrach. Im Hinblick auf das Wissen um die Börse, an der man handeln sollte, dann sind Marktvolumen und Historie gute Indikatoren.
Aber noch einmal, wir ermutigen alle Händler oder Investoren stark, sichere Speichermöglichkeiten und beste Praktiken bei ihren Kryptotoken anzuwenden."
Haftungsausschluss: Die oben angeführten Punkte sind nur Orientierungshilfen sollten nicht als Anlageberatung oder -empfehlung angesehen werden. Bevor Sie eine Börse wählen, ist es wichtig, seine eigenen Nachforschungen anzustellen.